Ersatzschule mit besonderer pädagogischer Bedeutung
Grund- und Gesamtschule
Die Erde ist unsere Heimat. Wir alle sind Erdenkinder. Ihre Existenz macht unsere Lebensprozesse erst möglich und so sehen wir auch unsere Form der Pädagogik als einen Impuls für die Entwicklung für das Leben als solches. Unser Name "Freier Lernort Erdenkinder" beinhaltet dies.
Wir stehen für eine Pädagogik der ständigen Erneuerung, welche stets am Kinde orientiert sein soll und am Leben. Diesen Ansatz haben einige Reformpädagogen der alten Zeit ebenso gehabt und waren damit der damaligen Zeit voraus und wir danken ihnen für ihre Impulse und Anregungen für die Menschheit. Und dies soll auch für uns die Grundlage unserer Arbeit sein.
Ebenso gehen wir davon aus, dass die Welt aus mehr besteht, als wir immer sofort mit unseren Sinnen wahrnehmen können.
Die Freie Schule Erdenkinder ist ein innovativer Lernort für die Kinder von heute und eine Welt von morgen. Mit unserem Bildungsprojekt möchten wir jungen Menschen Raum geben für die individuelle Entfaltung ihres Wesens und für die in ihnen schon angelegten Talente und Potentiale. Wir möchten aber noch viel mehr sein: wir wollen ein offenes Bildungshaus für lebenslanges Lernen als lebendiges Dorfzentrum sein. Bei der Gestaltung unseres Konzeptes, welches unsere innere Haltung widerspiegeln soll, wurden wir unter anderem durch das Tun und Sein von verschiedenen Reformpädagogen inspiriert.
So sind in diesem Konzept Reformpädagogen wie Rudolf Steiner. Maria Montessori, Falko Peschel, Christine Freinet, Rebecca Wild und viele weitere beispielgebend genannt. Die Erwähnung der Schriften Rudolf Steiners und anderer sind dabei lediglich Inspiration aus vergangener Zeit, welche die heutige Lernforschung angeregt hat. So sehen wir diese vielfältigen pädagogischen Ansätze im Kontext der neuen Zeit und haben daraus modellhaft etwas Neues ausgeformt, welches unsere besondere pädagogische Bedeutung begründet. Unsere pädagogische Grundhaltung ist dabei stets:
Für uns IST jeder junge Mensch bereits und muss nicht erst werden,
er darf sich viel mehr entfalten.
Auf diesem Weg der Entfaltung möchten wir ihn achtsam und liebevoll begleiten. Aus dieser Haltung heraus, kann ein "Lehrplan" nicht starr sein, sondern sollte sich stets an die aktuellen Gegebenheiten und das Leben selbst anpassen. Die Welt hat sich seit der Zeit der ersten Reformpädagogen weiterbewegt und auch die Menschheit. Neue Qualitäten sind hinzugekommen und Alte haben keine Gültigkeit mehr. Die Welt dreht schneller, und wir mit ihr.
Dem muss ein innovatives Schulkonzept Rechnung tragen. Auf diesen Erkenntnissen basierend greifen wir in unserem Konzept zwar Altbewährtes auf, verknüpfen es aber mit den Impulsen der neueren Zeit und integrieren die aktuellen Ergebnisse der Lern- und Beziehungsforschung ebenso, wie auch solche aus Wissenschaft und Technik.
So orientieren sich einige Alternativschulen an Maria Montessori, die zum Teil auch in unserem Konzept aufgegriffen wird. Ihre Lernmethodik ist vor allem am konkreten Material orientiert. Rudolf Steiner betonte immer wieder die Wichtigkeit der Beziehung zu reifen erwachsenen Lehrerpersönlichkeiten, die ein Beispiel sein sollen. Beide Ansätze sind für uns integrativ zu verbinden. Der Hauptaugenmerk für uns liegt aber allem voran dabei, Lernen mit dem Alltag zu verknüpfen und immer wieder Brücken ins echte Leben zu bauen.
In einer Welt, in der Gemeinschaft und soziales Leben immer mehr verloren geht, möchten wir mit unserem Bildungsprojekt ein Beispiel geben für gelebte Beziehung und einem Generationen übergreifenden, lebenslangen Sich-Bilden. Deswegen verstehen wir unseren Lernort vor allem auch als offenes Bildungshaus, in dem nicht nur Schule stattfinden soll, sondern sich auch im Rahmen von offenen Werkstätten, zu anderen Zeitpunkten, jeder aus der Umgebung mit seinen Talenten einbringen kann. So entsteht eine Kultur des lernenden "Dorfes", welches den Zusammenhalt stärkt und dem demografischen Wandel in besonderer Art und Weise entgegenwirkt. Im Rahmen dessen sollen und können auch außerhalb der Schule Orte zum Lernen im ganzen Ort und seiner Umgebung erschlossen werden, wie der Bauern- oder Pferdehof, der Bäcker und andere für Schüler in der jeweiligen Phase ihres Lernens bereichernde Orte. Ebenso können neue entstehen aus den Impulsen heraus, die alle Mitwirkende des Projektes mit sich bringen.
Bildung kann und soll im realen Leben stattfinden.
Eine gesunde Ortsentwicklung der heutigen Zeit ist unabdingbar mit Ökologie verbunden. Denn wenn die Menschheit auf diesem Planeten die gravierenden Probleme lösen möchte, bedarf es ein tiefes Verständnis für sich selbst, der Umgebung und der sich erhaltende und selbst-nährenden Kreisläufe. In diesem Sinne greifen wir mit Freude die Erkenntnisse der Permakultur auf und möchten diese wieder im Alltag erlebbar machen. Dies deckt sich auch mit dem Ansatz einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und den Global Goals.
Eingebunden in ein Netzwerk aus anderen innovativen Schulen und außerschulischen Lernorten in ganz Deutschland oder sogar über die Grenzen hinaus verstehen wir uns als lernender Organismus und pflegen eine Kultur der ständigen Erneuerung, wobei der Kern der Haltung auf das Sich-Bilden immer erhalten bleiben soll.
Junge Menschen können in unserem Projektnetzwerk eine Vielfalt erfahren, die sie vor Ort in einer ländlichen Infrastruktur sonst nicht vorfinden können. Daher ist für uns auch die Einbindung von digitalen Medien unabdingbar mit einem Sich-Bilden der heutigen Zeit verbunden. Gemeinsame Projekte und Kontaktpflege wird so jeden Tag, auch über den Ort hinaus und international, leicht möglich und stärkt die kulturelle Offenheit.
Ein bewusster Umgang damit ist für uns selbstverständlich und gehört zu einer guten Medienbildung für die Zukunft. In der Gesamtheit wollen wir somit unserem Bildungsprojekt nicht nur für uns oder die Anderen, sondern für Alle modellhaftes Neues in die Welt bringen.
Unser Lernort ist als organisatorische Einheit aus einer zusammengefassten Grundschule und weiterführenden Schule mit besonderer pädagogischer Bedeutung gedacht und führt zu einem eigens ausgestalteten Abschluss hin.
Zusammenfassung unseres Schulkonzeptes
Dem Konzept des Freien Lernortes Erdenkinder liegt ein Haltung zugrunde, bei dem Bildung sich aus dem Wesen und den inneren Bedürfnissen des jungen Menschen heraus entfaltet. Dies ist am besten möglich in einer möglichst vielfältigen Umgebung. Im Idealfall findet Lernen im konkreten Alltag mit Praxisbezug statt, dies bedeutet, dass die jungen Menschen eingebunden sind in eine Gemeinschaft aus (er-)schaffenden Erwachsenen, die Verantwortung für ihr TUN und SEIN übernehmen.
Früher war dies in einer gesunden vollständigen Dorfstruktur oftmals gegeben, heute in Zeiten des demographischen Wandels und der Landflucht gilt es für uns als Bildungsträger, neue Formen der Erlebbarkeit einer als solchen vielfältigen Umgebung zu kreieren. Daher wollen wir neue Formen von gelebter Gemeinschaft schaffen und im Verbund mit vielen Kooperationspartnern und Trägern aus der regionalen und überregionalen Bildungslandschaft eine „realen und virtuelle Gemeinschaft“ formen. Ein wichtiger Faktor für ein Gelingen ist der persönliche Kontakt zu reifen Erwachsenen, die den Heranwachsenden Vorbilder sind und Orientierung geben, gleichwohl sie ihnen in Gleichwürdigkeit begegnen.
Unsere Pädagogik wurde unter anderem inspiriert von den Gedanken und Schriften von Rudolf Steiner - aber als Schule für die jungen Menschen für heute und eine Welt für morgen, verschließen wir uns keinesfalls den neueren Erkenntnissen der Lern- und Beziehungsforschung, sondern integrieren diese in unseren Schulalltag. Dies, weil wir davon überzeugt sind, dass eine Bildung der Erwachsenen von Morgen sich in dieser rasch
wandelnden Welt nicht auf „steinerne“ Strukturen von vor 100 Jahren aufbauen darf. Rudolf Steiner wies jedoch selbst immer wieder darauf hin, dass sich der Lehrplan am Kinde und an der jeweiligen pädagogischen Situation zu orientieren habe und somit ständig in Wandlung sein müsse. Daher sind für uns Lehrpläne immer nur eine Orientierung, die mit dem realen Leben abgeglichen werden müssen. Im pädagogischen Alltag integrieren wir auch den Ansatz einer „vorbereiteten Umgebung“ die den Lehrplan widerspiegelt und in der selbstbestimmtes Lernen ermöglicht werden soll. Für die jungen Menschen an der Freien Schule Erdenkinder ist es von Anfang an möglich, im Alltag in größtmöglicher Offenheit und Vielfalt zu lernen, gleichwohl sie ständig in Kontakt und Beziehung zu einem Erwachsenen stehen.
Die Freie Schule Erdenkinder setzt sich zum Ziel junge Menschen auf ihrem Weg zu „frei entfalteten“ zukunftsfähigen und verantwortlichen Erwachsenen zu begleiten.
Das Wesen eines Menschen ist in seinem Kern individuell angelegt und will sich entfalten. Diese Entfaltung wird ermöglicht durch das Lernen in Beziehung und im Spiegel des Erwachsen und aus der eigenen, intrinsischen Motivation heraus. Die Schule bietet den jungen Menschen den Freiraum, die eigenen Lernimpulse ungestört und in ihrem eigenen Rhythmus zu verfolgen, was sich auch in den wählbaren Lernformen und einem möglichst ganztags offenem Lernort und der Möglichkeit eines Lernen in Gleitzeit zeigt.
Durch die Globalisierung und die Weltwirtschaft und die Möglichkeiten der digitalen Medien rückt unsere Welt näher zusammen, die Notwendigkeit in multikulturellen Teams arbeiten zu können ist eine unabdingbare Schlüsselqualifikation. Um beides später gut beherrschen zu können, legen wir viel Wert auf eine umfassende Bildung im Bereich Technik und Informatik, wie auch auf den Kompetenzerwerb im Bereich Teamworking. Da junge Menschen immer früher mit digitalen Medien in Berührung kommen, möchten wir ab der ersten Klasse einen verantwortungsbewussten Umgang damit vermitteln.
Zukunftsfähig werden die jungen Menschen auch dadurch, dass sie z.B. durch das Mitwirken in den verschiedenen mitwirkenden Schulen und Kooperationspartnern des Trägers tagtäglich damit konfrontiert werden, was es im Einzelnen bedeutet, innovativ wie auch nachhaltig zu handeln. Denn das gesamte Projekt ist sehr danach bestrebt, sozial, ökologisch, ökonomisch und kulturell verantwortlich zu handeln und ebenso neuen Ideen Raum für Entfaltung zu geben. So erfüllen wir alle Dimensionen des „Vierecks der Nachhaltigkeit“ in besonderer Weise.
Authentizität
Authentizität erleben die jungen Menschen täglich in der „Gemeinschaft“ aller Mitwirkenden. Die Erwachsenen verstehen sich selbst als Lernende und sind Teil der lernenden Organisation. Sie sind Lern- und Entwicklungsbegleiter der jungen Menschen in der Freien Schule Erdenkinder. Konflikte eröffnen hierbei die Möglichkeit, das Gegenüber und sich selbst noch besser kennenzulernen und fordern heraus, gemeinsam Lösungen zu kreieren, die von möglichst allen mitgetragen werden. Die LernbegleiterInnen vermitteln Konfliktlösungsmethoden und begleiten die Prozesse, darauf achtend, dass ein aufrichtiger und respektvoller Umgang miteinander gewahrt wird.
Einbettung ins Leben
Das Umfeld des Trägers und dessen Bildungsnetzwerkes ermöglicht es den jungen Menschen, sich mit Fragestellungen aus dem Alltag zu befassen und anhand dieser zu lernen. Sie lösen konkrete Aufgaben, die real, fassbar und von Bedeutung für sie sind. Dabei lernen sie auch, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf andere zu beachten und ihre Umwelt selbst mitzugestalten. Der innere Blick wird geweitet und Vielfalt auch als innerer Wert verankert. Das Leben und Lernen soll möglichst immer in das echte Leben eingebettet werden und sich nicht nur auf einen aufgrund didaktischer Erwägungen konstruierten Schulbereich beschränken. Somit werden auf vielfältige Weise Kompetenzen gefördert, da nicht nur ein Austausch mit wenigen LehrerInnen bzw. LernbegleiterInnen stattfindet, sondern darüber hinaus ein lebendiger Kontakt mit den anderen Mitwirkenden des Projektes und der eingebundenen außerschulischen Lernorte (Museen, Bibliotheken, Schulbauernhöfe etc.) besteht. Durch Expertenlernen in 1:1 Lernsituationen wie auch frühe Praktika stellen wir ebenso den Bezug zum realen Leben und dem beruflichen Alltag her.
Vielfalt
-Remo Largo-
Die jungen Menschen erleben die Vielfältigkeit des Lebens bereits im reichhaltigen Angebot der verschiedensten Lernorte des Trägers. Erweitert werden soll dies noch um internationale Partner und Projekte. Das häufige Einbinden von außerschulischen Lernorten und Experten ist uns ein wichtiges Anliegen, denn wir glauben, dass erst die so erfahrbar gemachten verschiedenen Blickwinkel der dort tätigen Menschen ein umfassendes „Sich-bilden“ ermöglicht. So wird Vielfalt im echten Leben statt in inszenierten Lernsituationen ermöglicht.
Freude und Feiern
-http://www.dragondreaming.org/de/feiern-
Das Feiern von Erfolgen und die Dankbarkeit über Geschafftes ergibt Sinn und schafft Freude als Antrieb für den nächsten Schritt. Echte erlebte Freude verbindet Menschen und schafft somit wiederum Gemeinschaftssinn. Ebenso spielt das Feiern und das Würdigen der Jahreskreisfeste eine wichtige Rolle für uns. Kreisläufe, wie der Jahreskreis, werden auch in diesem Zusammenhang erlebbar gemacht.
Teamwork und Gemeinschaftssinn
- Bastian/Schmachtel, 2009, 572-
In einer altersgemischten Gruppe können die jungen Menschen ihr Wissen an andere weitergeben und es dabei vertiefen und festigen, die nachfragenden jungen Menschen erhalten Antworten, die vielfältiger sein können, als die Erklärung eines einzelnen Lehrers und auch leichter aufgenommen werden, da sie von Menschen stammen, deren Lernerfahrung noch nicht allzu lang zurückliegt. Soziale Kompetenzen wie aufmerksames Zuhören und Rücksichtnahme werden so unmittelbar gelebt und die jungen Menschen erfahren sich auf natürliche Weise als Teil der Schulgemeinschaft.
Gleichzeitig erleben sie durch das Wirken in gemeinsamen (Lern-)Projekten, dass man im Zusammenwirken als Ganzes weit mehr erreichen kann als der Einzelne allein, was den Gemeinschaftssinn fördert. Aufgrund der jahrgangsübergreifenden Arbeitsweise und der Einbindung in das echte Leben und Arbeiten können dann auch neue Impulse für die Wiederbelebung des ländlichen Raumes gesetzt werden. Gerade das Einbringen des Wissens von Experten erhöht die persönliche Identifikation der Menschen im Umfeld der Schule mit dem Projekt.
Mündigkeit
- Hildegard Hamm–Brücher -
Mündigkeit wird erreicht über einen Schulalltag, der gehalten ist von einer authentischen reifen Beziehungs- und Konfliktkultur und einem demokratischen bzw. soziokratischen Entscheidungmodell. In den jeweiligen Runden können junge Menschen, wenn sie dies möchten, zusammen mit den Lernbegleitern und den weiteren Beteiligten über die anstehenden organisatorischen, sozialen und inhaltlichen Fragen abstimmen, sie gestalten ihre Schule also mit.
Selbstständigkeit
- Wadim Korsch-
Ausgestattet mit einem durch intrinsische Motivation erworbenen Wissen und einem Schatz realer Erfahrungen sind die jungen Menschen in dem Freien Lernort Erdenkinder somit in der Lage, kreative, bisher unbekannte Lösungsansätze für künftige Herausforderungen in einer sich ständig wandelnden Welt zu entwickeln und ihr Leben im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Umwelt zu gestalten. Ein fundiertes Wissen im Bereich Techniknutzung wird ebenso wie Flexibilität und Mobilität zu den Schlüsselkompetenzen für die Zukunft gehören. Letzteres fördern wir mit kleineren und größeren selbst geplanten Reisen von Schulbeginn an. Die Vernetzung mit internationalen Partnern ist uns dabei von Anfang wichtig.
Die LernbegleiterInnen unterstützen die jungen Menschen auf Nachfrage und bieten eine Lernumgebung an, die zum einen Bildungswünsche erzeugen kann und zum anderen das Material und die Vorbilder bereitstellt, sodass jungen Menschen unterstützt, Antworten auf ihre Fragen selbst herauszufinden. Dabei ist auch der Bildungsprozess selbst ein wichtiges Ergebnis, der den jungen Menschen die Erfahrung vermittelt, mit Unbekanntem umgehen zu können und dabei selbst Lösungswege zu finden. „Fehler“ sind willkommenes Feedback, geschätzte Wegweiser und Anlass für den nächsten Versuch. Lernansporn ist die Begeisterung, das Erreichen der eigenen Selbständigkeit, die Teilhabe am Leben und Wirken der anderen Menschen um einen herum und die Verwirklichung eigener, auch beruflicher, Ziele, z.B. in Schülerfirmen.
Mobilität
eine große Bewegung auslösen.
- Jean Piaget -
Haben Menschen vor 100 Jahren ihr ganzes Leben und späteren Berufsalltag weitestgehend vor Ort verbracht, so sind heutzutage jährliche Umzüge aus beruflichen Gründen und häufige berufliche Reisen keine Seltenheit mehr. Die Fähigkeit, sich an fremden Orten und den dort neuen Gegebenheiten zurechtzufinden und einleben zu können, ist dabei eine wichtige Schlüsselqualifikation. Das konsequente Aufsuchen von vielen Lernorten in der näheren oder etwas ferneren Umgebung rund um das Schulhaus herum, und sich je nach eigenen Möglichkeiten des jeweiligen jungen Menschen auch ausweitend auf ganz Deutschland und international, ist für uns daher ein wichtiges Übungsfeld. Ausflüge und Reisen zu planen und umzusetzen gehört für uns genauso zu einer Kernkompetenz wie auch Schreiben und Lesen.
Nachhaltigkeit
-Johann Wolfgang von Goethe-
Die Welt pulsiert in Kreisläufen und diese Kreisläufe sind verstehbar. In der Reformpädagogik ist die Verantwortungsübernahme für unsere Erde tief verankert. Daher ist es uns wichtig, die Kreisläufe des Lebens erlebbar zu machen. Ein Einblick in ökologische Kreisläufe vom Samen bis zur Kompostierung ist eine wichtige Erkenntnis zur Rücksichtnahme für unseren Planeten. Regelmässige Ausflüge in die Natur und Waldtage sind ebenso fester Bestandteil des Schulalltags, wie auch der von Schülern bewirtschaftete Schulgarten. Das dort gerntete Essen kann dann zudem auch gleich für ein gemeinsames Mittagessen verkocht werden. Gleichsam sind die Prozesse der Wertschöpfung und Globalisierung wichtige Gegenwartsumstände, die verstehbar dargestellt werden sollten. Die Permakultur mit all ihren Facetten stellt für uns einen wichtigen Lösungsansatz dar, und stellt quasi ein neues Schulfach der Zukunft dar. Ebenso ist die Wildnispädagogik für ein Erleben in und mit der Natur eine wichtige Säule unserer Arbeit.
Qualität
- Philip B.Crosby-
Qualität beginnt für uns bei den Erwachsenen. Die LernbegleiterInnen stehen den jungen Menschen beratend als Lerncoach zur Seite und arbeiten ebenso eng mit den Eltern zusammen. Sie begleiten die Lernwege des Einzelnen mit Hilfe von Entfaltungspunktelisten, in denen die Lernfortschritte jedes jungen Menschen dokumentiert werden, wodurch auch eine Leistungsfeststellung gewährleistet ist. Zur weiteren Dokumentation erstellen die jungen Menschen Portfolios, die eigene und selbst ausgewählte Beiträge enthalten und die Lernfortschritte im Zeitverlauf aufzeigen. Viele der bereitstehenden Materialien ermöglichen eine direkte Selbstkontrolle, bei anderen Fragestellungen führen sie ein Bildungsbuch, in dem sie u.a. Lösungswege dokumentieren und im Nachhinein reflektieren können. Wir stehen im Austausch mit anderen innovativen Schulen in Deutschland und der Welt. Weit- und Fortbildungen der LernbegleiterInnen sind uns ein wichtiges Anliegen. Die auf diese Weise tätigen Pädagogen strahlen etwas aus, was den jungen Menschen durch kluge Worte oder durch "Angebote" kaum vermittelt werden kann: Verbindlichkeit, Sinn und Begeisterung für ihr Tun. Dadurch bildet sich die Grundlage für eine pädagogisch stimmige Umgebung.
Flexibilität
Folgende Elemente im Rahmen des Offenen Unterrichts könnten entstehen:
Jahresstruktur
Wir arbeiten abweichend zu den öffentlichen Schulen nicht in Schulhalbjahren, sondern in Quartalen und möchten damit auch den vier Jahreszeiten Rechnung tragen. Jahreskreisfeste und Feiern machen den Rhythmus der Natur erlebbar und bilden für uns ein stabiles rhythmisches Grundgerüst im Jahreskreislauf. Hierbei möchten wir nicht nur die christlichen Feste feiern, sondern auch die alten (keltischen) Jahresfeste, wie z.B. die Sonnenwenden. Auch Feste anderer Kulturen möchten wir einbinden in den Jahreskreis. Feste geben Gelegenheit zur Verbindung zwischen Menschen und dem Würdigen des Geschaffenen.
Aufnahme und Schulwechsel
Schulaufnahme
Der Aufnahmeprozess an unserem Lernort beinhaltet verschiedene Stufen des Annäherungsprozesses. Als Erstes sollen möglichst beide Erziehungsberechtigte im Alltag der Schule hospitieren. Im Anschluss erfolgt ein ausführliches Gespräch, in dem alle Fragen zum Schulkonzept gestellt werden können. Erst danach hospitiert der junge Mensch bei uns. Im Anschluss entscheidet das pädagogische Team, ob eine Aufnahme erfolgen kann. Nach dieser Entscheidung findet dann das Aufnahmegespräch statt, in dem alle vertraglichen Fragen geklärt werden und die Einstufung in die Schulgeldtabelle erfolgt. Eine Aufnahme ist explizit nicht vom Einkommen der Eltern abhängig.
Schulaufnahme vom Kindergarten aus
Junge Menschen sind bereits ab dem 5. Lebensjahr in unserem Lernort willkommen und können am Schulleben teilhaben. Dies unterscheidet die Konzeption unserer Schule von der Konzeption und Praxis öffentlicher Schulen und ermöglicht einen flexiblen Übergang in die Schule. Da der angestrebte Kindergarten des gleichen Trägers dem pädagogischen Grundverständnis unserer Schule folgt, ist ein bruchloses Hineinwachsen in die Schule möglich. Jedoch positionieren wir uns klar gegen eine „Verschulung“ noch nicht schulpflichtiger junger Menschen. Wir nehmen vielmehr deren Lernwege und die jeweiligen Zugangsweisen zur Umwelt als eine ihnen eigene Art der Wirklichkeitserschließung ernst und betrachten sie – verglichen mit dem Lernen der in ihrer Entwicklung schon weiter vorangeschrittenen junge Menschen – als gleichwertig.
Zugang von anderen Schulen
Quereinsteigern wird der nahtlose Übergang an die Freie Schule Erdenkinder durch Gespräche mit dem jungen Mensch und Eltern, genaue Beobachtung der Arbeitsweise und regelmäßige Rückmeldungen in den ersten Wochen, individuelle Begleitung durch BetreuerInnen und Unterstützung durch Paten erleichtert. Allerdings möchten wir betonten, dass ein Einstieg in unsere Form des selbstständigen „sich-bilden“ umso mehr Zeit benötigt, je später der Wechsel zu uns erfolgt. Da die Erfahrungen anderer Schulen in freier Trägerschaft zeigen, dass Schüler nach langjährigen negativen Lernerfahrungen einige Zeit benötigen, wieder zu sich und der inneren Entfaltungskraft zu finden, möchten wir keine Prognose über Lernerfolge abgeben, wenn ein Wechsel zu uns nach der 3. Klasse erfolgt.
Wechsel an andere Schulen
Der Ausbildungs- und Leistungsstand der einzelnen Jahrgangsklasse am Ende des jeweiligen Schuljahres gehört wie schon ausgeführt nicht zu den Lernzielen, hinsichtlich derer eine private Ersatzschule nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen darf. Auch die Möglichkeit des dadurch erleichterten Überwechselns in die öffentliche Schule ("Durchlässigkeitsprinzip") rechtfertigt ein derartiges Erfordernis nicht. BVerwG, Urteil vom 13. 12. 2000 - 6 C 5. 00; VGH München; VG Regensburg.
Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seiner mehrfach zitierten Entscheidung vom 14. November 1969 (BVerfG 27, 195) die Möglichkeit eines ungehinderten Wechsels von der Ersatzschule auf eine öffentliche Schule am Ende eines jeden Schuljahres nicht zu den Genehmigungsvoraussetzungen nach Art. 7 Abs. 4 Satz 3 GG gezählt. Art. 7 Abs. 4 Satz 1 GG sichert der Privatschule also eine ihrer Eigenart entsprechende Verwirklichung. Der dem staatlichen Einfluss damit entzogene Bereich ist dadurch gekennzeichnet, dass in der Privatschule ein eigenverantwortlich geprägter und gestalteter Unterricht erteilt wird, insbesondere soweit er die Erziehungsziele, die weltanschauliche Basis, die Lehrmethode und Lehrinhalte betrifft (BVerfGE 27, 200 f.; 75, 40, 61 f.).
Die Gestaltungsfreiheit der privaten Ersatzschulen bezieht sich somit auf die Wahl Lehrmethode und Lehrinhalte bei anzustrebender Gleichwertigkeit des Bildungsabschlusses, so muss sie nach eigenem pädagogischen Ermessen darüber entscheiden dürfen, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln sie zu diesem Gesamtergebnis gelangt; eine strikte Bindung an die von der Schulverwaltung erlassenen Lehrpläne und Stundentafeln verbietet sich (vgl. Niehues, a. a. O., Rn. 243; Maunz, a. a. O., Rn. 75; Vogel, a. a. O., S. 87; Avenarius/Heckel, a. a. O., S. 209). Im Widerspruch dazu würde eine auf jede Jahrgangsklasse bezogene Verbindlichkeit des Qualifikationsniveaus an öffentlichen Schulen die Unterrichtsfreiheit der privaten Ersatzschule derart einengen, dass die für die Genehmigung nach Art. 7 Abs. 4 Satz 3 GG ausreichende Gleichwertigkeit in Richtung Gleichartigkeit verschoben würde.
Die Freie Schule Erdenkinder hat sich bewusst für ein besonderes pädagogisches Konzept entschieden; eine staatliche Anerkennung der gesamten Schule verbunden mit einer jahrgangsbezogenen Anpassung der Lehrziele an die Lehrziele einer entsprechenden staatlichen Schule ist weder gewollt, noch angestrebt oder beantragt, gleichwohl wir eine Anerkennung für die Abschlüsse anstreben (§148 (2), 4 ). Durch die vorbereiteten Umgebungen und die sich daraus ergebenden vielfältigen Forschungs- und Lernmöglichkeiten erreichen die SchülerInnen unserer Schule in der Regel am Ende des Bildungsweges den Wissensstand der öffentlichen Schulen und für den angestrebten Abschluss. Zusätzlich erwerben die jungen Menschen umfangreiche soziale Kompetenzen. Erfahrungen ähnlich arbeitender Schulen zeigen, dass die jungen Menschen eine hohe Motivation zum Lernen mitbringen, sehr gut in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten und ihr Wissen, das sie erarbeitet haben, in abstrakten Aufgaben wieder zuerkennen.
Wechsel nach dem 4. Schuljahr zu einer öffentlichen weiterführenden Schule
Auch als Schule eigner Art möchten wir uns an dem Rechtserlass vom 15.12.2017 betreffend des Überganges der Grundschule zu Sek 1 an Freien Alternativschulen orientieren. Da wir auch konsequent jahrgangsgemischt arbeiten, wie die dort genannten Alternativschulen, ist dieser Erlass für auch uns gut übertragbar. Die LernbegleiterInnen kennen die Kerncurricula der Regelschule. Falls es erforderlich sein sollte, können sie anhand dieser Grundlage den jungen Menschen, für die ein Schulwechsel ansteht, die notwendigen Hilfestellungen anbieten und mit ihnen die neue Situation vorbereiten. Hierbei erfolgen, wie im Rechtserlass vorgesehen, mit allen Eltern Gespräche in der 3. Jahrgangsstufe.
Von den Schülern anderer ähnlich arbeitenden Schulen wird berichtet, dass sie sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit voll integrieren konnten oder sogar als besonders aufgeweckt auffielen. (vgl. hierzu Esser/Wilde, 2002, 170). Bei einem im Rahmen des Rechtserlasses angedachten Schulwechsels können die LernbegleiterInnen die Kompetenzraster bzw. Jahresdokumentationen - sofern dies Zugangsvoraussetzung ist - in Notenzeugnisse umwandeln.
Trägerschaft und Finanzierung
Der Lernort ist rechtlich eine Schule eigner Art mit besonderer pädagogischer Bedeutung und stellt somit genehmigte Ersatzschule in freier Trägerschaft dar. Der Träger ist ein gemeinnützige Verein oder die ggf. noch zu gründende gGmbH gleichen Namens. Die Schule trägt den Namen Freie Schule Erdenkinder. Der Vorstand des Trägers hat die Funktion des Arbeitgebers und Verwalters der Schule. Er sorgt für Personal und die Instandhaltung der Gebäude, der Schulanlage sowie die Finanzierung. Die Freie Schule Erdenkinder arbeitet überkonfessionell und ist keiner politischen oder religiösen Richtung zugeordnet.
Die Schule finanziert sich aus Spenden, staatlichen Zuschüssen und Schulgeld und in den Aufbaujahren auch über Kredite. Das Schulgeld ist nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt. Bei Eltern, die das Schulgeld nicht in voller Höhe aufbringen können, wird gemeinsam nach individuellen Lösungsmöglichkeiten gesucht, um die finanzielle Belastung zu vermindern. Das Schulgeld kann auf Antrag ermäßigt werden. Die Aufnahmepraxis der Freien Schule Erdenkinder orientiert sich nicht am Einkommen der Eltern. Der Träger sieht sich in der Pflicht, im Finanzierungsmodell über Stipendien, Darlehen, Elternbeiträge, Spenden und Zuschüsse stets einen Weg offen zu halten, um auch jungen Menschen aus Familien mit geringerem Einkommen den Zugang zur Freien Schule Erdenkinder zu ermöglichen.