Ersatzschule mit besonderer pädagogischer Bedeutung
Grund- und Gesamtschule


Die Erde ist unsere Heimat. Wir alle sind Erdenkinder. Ihre Existenz macht unsere Lebensprozesse erst möglich und so sehen wir auch unsere Form der Pädagogik als einen Impuls für die Entwicklung für das Leben als solches. Unser Name "Freier Lernort Erdenkinder" beinhaltet dies.
Wir stehen für eine Pädagogik der ständigen Erneuerung, welche stets am Kinde orientiert sein soll und am Leben. Diesen Ansatz haben einige Reformpädagogen der alten Zeit ebenso gehabt und waren damit der damaligen Zeit voraus und wir danken ihnen für ihre Impulse und Anregungen für die Menschheit. Und dies soll auch für uns die Grundlage unserer Arbeit sein.
Ebenso gehen wir davon aus, dass die Welt aus mehr besteht, als wir immer sofort mit unseren Sinnen wahrnehmen können.
Die  Freie Schule Erdenkinder ist ein innovativer Lernort für die Kinder von heute und eine Welt von morgen. Mit unserem Bildungsprojekt möchten wir jungen Menschen Raum geben für die individuelle Entfaltung ihres Wesens und für die in ihnen schon angelegten Talente und Potentiale. Wir möchten aber noch viel mehr sein: wir wollen ein offenes Bildungshaus für lebenslanges Lernen als lebendiges Dorfzentrum sein. Bei der Gestaltung unseres Konzeptes, welches unsere innere Haltung widerspiegeln soll, wurden wir unter anderem durch das Tun und Sein von verschiedenen Reformpädagogen inspiriert.


So sind in diesem Konzept Reformpädagogen wie Rudolf Steiner. Maria Montessori, Falko Peschel, Christine Freinet, Rebecca Wild und viele weitere beispielgebend genannt. Die Erwähnung der Schriften Rudolf Steiners und anderer sind dabei lediglich Inspiration aus vergangener Zeit, welche die heutige Lernforschung angeregt hat. So sehen wir diese vielfältigen pädagogischen Ansätze im Kontext der neuen Zeit und haben daraus modellhaft etwas Neues ausgeformt, welches unsere besondere pädagogische Bedeutung begründet. Unsere pädagogische Grundhaltung ist dabei stets:


Für uns IST jeder junge Mensch bereits und muss nicht erst werden,

er darf sich viel mehr entfalten.


Auf diesem Weg der Entfaltung möchten wir ihn achtsam und liebevoll begleiten. Aus dieser Haltung heraus, kann ein "Lehrplan" nicht starr sein, sondern sollte sich stets an die aktuellen Gegebenheiten und das Leben selbst anpassen. Die Welt hat sich seit der Zeit der ersten Reformpädagogen weiterbewegt und auch die Menschheit. Neue Qualitäten sind hinzugekommen und Alte haben keine Gültigkeit mehr. Die Welt dreht  schneller, und wir mit ihr.
Dem muss ein innovatives Schulkonzept Rechnung tragen. Auf diesen Erkenntnissen basierend greifen wir in unserem Konzept zwar Altbewährtes auf, verknüpfen es aber mit den Impulsen der neueren Zeit und integrieren die aktuellen Ergebnisse der Lern- und Beziehungsforschung ebenso, wie auch solche aus Wissenschaft und Technik.

So orientieren sich einige Alternativschulen an Maria Montessori, die zum Teil auch in unserem Konzept aufgegriffen wird. Ihre Lernmethodik ist vor allem am konkreten Material orientiert. Rudolf Steiner betonte immer wieder die Wichtigkeit der Beziehung zu reifen erwachsenen Lehrerpersönlichkeiten, die ein Beispiel sein sollen. Beide Ansätze sind für uns integrativ zu verbinden. Der Hauptaugenmerk für uns liegt aber allem voran dabei, Lernen mit dem Alltag zu verknüpfen und immer wieder Brücken ins echte Leben zu bauen.
In einer Welt, in der Gemeinschaft und soziales Leben immer mehr verloren geht, möchten wir mit unserem Bildungsprojekt ein Beispiel geben für gelebte Beziehung und einem Generationen übergreifenden, lebenslangen Sich-Bilden. Deswegen verstehen wir unseren Lernort vor allem auch als offenes Bildungshaus, in dem nicht nur Schule stattfinden soll, sondern sich auch im Rahmen von offenen Werkstätten, zu anderen Zeitpunkten, jeder aus der Umgebung mit seinen Talenten einbringen kann. So entsteht eine Kultur des lernenden "Dorfes", welches den Zusammenhalt stärkt und dem demografischen Wandel in besonderer Art und Weise entgegenwirkt. Im Rahmen dessen sollen und können auch außerhalb der Schule Orte zum Lernen im ganzen Ort und seiner Umgebung erschlossen werden, wie der Bauern- oder Pferdehof, der Bäcker und andere für Schüler in der jeweiligen Phase ihres Lernens bereichernde Orte. Ebenso können neue entstehen aus den Impulsen heraus, die alle Mitwirkende des Projektes mit sich bringen.
Bildung kann und soll im realen Leben stattfinden.

Eine gesunde Ortsentwicklung der heutigen Zeit ist unabdingbar mit Ökologie verbunden. Denn wenn die Menschheit auf diesem Planeten die gravierenden Probleme lösen möchte, bedarf es ein tiefes Verständnis für sich selbst, der Umgebung und der sich erhaltende und selbst-nährenden Kreisläufe. In diesem Sinne greifen wir mit Freude die Erkenntnisse der Permakultur auf und möchten diese wieder im Alltag erlebbar machen. Dies deckt sich auch mit dem Ansatz einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und den Global Goals.
Eingebunden in ein Netzwerk aus anderen innovativen Schulen und außerschulischen Lernorten in ganz Deutschland oder sogar über die Grenzen hinaus verstehen wir uns als lernender Organismus und pflegen eine Kultur der ständigen Erneuerung, wobei der Kern der Haltung auf das Sich-Bilden immer erhalten bleiben soll.

Junge Menschen können in unserem Projektnetzwerk eine Vielfalt erfahren, die sie vor Ort in einer ländlichen Infrastruktur sonst nicht vorfinden können. Daher ist für uns auch die Einbindung von digitalen Medien unabdingbar mit einem Sich-Bilden der heutigen Zeit verbunden. Gemeinsame Projekte und Kontaktpflege wird so jeden Tag, auch über den Ort hinaus und international, leicht möglich und stärkt die kulturelle Offenheit.
Ein bewusster Umgang damit ist für uns selbstverständlich und gehört zu einer guten Medienbildung für die Zukunft. In der Gesamtheit wollen wir somit unserem Bildungsprojekt nicht nur für uns oder die Anderen, sondern für Alle modellhaftes Neues in die Welt bringen.
Unser Lernort ist als organisatorische Einheit aus einer zusammengefassten Grundschule und weiterführenden Schule mit besonderer pädagogischer Bedeutung gedacht und führt zu einem eigens ausgestalteten Abschluss hin.


Zusammenfassung unseres Schulkonzeptes
Dem Konzept des Freien Lernortes Erdenkinder liegt ein Haltung zugrunde, bei dem Bildung sich aus dem Wesen und den inneren Bedürfnissen des jungen Menschen heraus entfaltet. Dies ist am besten möglich in einer möglichst vielfältigen Umgebung. Im Idealfall findet Lernen im konkreten Alltag mit Praxisbezug statt, dies bedeutet, dass die jungen Menschen eingebunden sind in eine Gemeinschaft aus (er-)schaffenden Erwachsenen, die Verantwortung für ihr TUN und SEIN übernehmen.
Früher war dies in einer gesunden vollständigen Dorfstruktur oftmals gegeben, heute in Zeiten des demographischen Wandels und der Landflucht gilt es für uns als Bildungsträger, neue Formen der Erlebbarkeit einer als solchen vielfältigen Umgebung zu kreieren. Daher wollen wir neue Formen von gelebter Gemeinschaft schaffen und im Verbund mit vielen Kooperationspartnern und Trägern aus der regionalen und überregionalen Bildungslandschaft eine „realen und virtuelle Gemeinschaft“ formen. Ein wichtiger Faktor für ein Gelingen ist der persönliche Kontakt zu reifen Erwachsenen, die den Heranwachsenden Vorbilder sind und Orientierung geben, gleichwohl sie ihnen in Gleichwürdigkeit begegnen.
Unsere Pädagogik wurde unter anderem inspiriert von den Gedanken und Schriften von Rudolf Steiner - aber als Schule für die jungen Menschen für heute und eine Welt für morgen, verschließen wir uns keinesfalls den neueren Erkenntnissen der Lern- und Beziehungsforschung, sondern integrieren diese in unseren Schulalltag. Dies, weil wir davon überzeugt sind, dass eine Bildung der Erwachsenen von Morgen sich in dieser rasch
wandelnden Welt nicht auf „steinerne“ Strukturen von vor 100 Jahren aufbauen darf. Rudolf Steiner wies jedoch selbst immer wieder darauf hin, dass sich der Lehrplan am Kinde und an der jeweiligen pädagogischen Situation zu orientieren habe und somit ständig in Wandlung sein müsse. Daher sind für uns Lehrpläne immer nur eine Orientierung, die mit dem realen Leben abgeglichen werden müssen. Im pädagogischen Alltag integrieren wir auch den Ansatz einer „vorbereiteten Umgebung“ die den Lehrplan widerspiegelt und in der selbstbestimmtes Lernen ermöglicht werden soll. Für die jungen Menschen an der Freien Schule Erdenkinder ist es von Anfang an möglich, im Alltag in größtmöglicher Offenheit und Vielfalt zu lernen, gleichwohl sie ständig in Kontakt und Beziehung zu einem Erwachsenen stehen.
Die Freie Schule Erdenkinder setzt sich zum Ziel junge Menschen auf ihrem Weg zu „frei entfalteten“ zukunftsfähigen und verantwortlichen Erwachsenen zu begleiten.

Das Wesen eines Menschen ist in seinem Kern individuell angelegt und will sich entfalten. Diese Entfaltung wird ermöglicht durch das Lernen in Beziehung und im Spiegel des Erwachsen und aus der eigenen, intrinsischen Motivation heraus. Die Schule bietet den jungen Menschen den Freiraum, die eigenen Lernimpulse ungestört und in ihrem eigenen Rhythmus zu verfolgen, was sich auch in den wählbaren Lernformen und einem möglichst ganztags offenem Lernort und der Möglichkeit eines Lernen in Gleitzeit zeigt.

Durch die Globalisierung und die Weltwirtschaft und die Möglichkeiten der digitalen Medien rückt unsere Welt näher zusammen, die Notwendigkeit in multikulturellen Teams arbeiten zu können ist eine unabdingbare Schlüsselqualifikation. Um beides später gut beherrschen zu können, legen wir viel Wert auf eine umfassende Bildung im Bereich Technik und Informatik, wie auch auf den Kompetenzerwerb im Bereich Teamworking. Da junge Menschen immer früher mit digitalen Medien in Berührung kommen, möchten wir ab der ersten Klasse einen verantwortungsbewussten Umgang damit vermitteln.
Zukunftsfähig werden die jungen Menschen auch dadurch, dass sie z.B. durch das Mitwirken in den verschiedenen mitwirkenden Schulen und Kooperationspartnern des Trägers tagtäglich damit konfrontiert werden, was es im Einzelnen bedeutet, innovativ wie auch nachhaltig zu handeln. Denn das gesamte Projekt ist sehr danach bestrebt, sozial, ökologisch, ökonomisch und kulturell verantwortlich zu handeln und ebenso neuen Ideen Raum für Entfaltung zu geben. So erfüllen wir alle Dimensionen des „Vierecks der Nachhaltigkeit“ in besonderer Weise.


Authentizität

"Wer zu dieser Äußerung kommt, sich von allen Vorbildern und Vorstellungen befreit, hemmungslos die natürliche Spur entstehen lässt, 
kehrt zu seinem wahrem Wesen zurück.“
-Arno Stern-

Authentizität erleben die jungen Menschen täglich in der „Gemeinschaft“ aller Mitwirkenden. Die Erwachsenen verstehen sich selbst als Lernende und sind Teil der lernenden Organisation. Sie sind Lern- und Entwicklungsbegleiter der jungen Menschen in der Freien Schule Erdenkinder. Konflikte eröffnen hierbei die Möglichkeit, das Gegenüber und sich selbst noch besser kennenzulernen und fordern heraus, gemeinsam Lösungen zu kreieren, die von möglichst allen mitgetragen werden. Die LernbegleiterInnen vermitteln Konfliktlösungsmethoden und begleiten die Prozesse, darauf achtend, dass ein aufrichtiger und respektvoller Umgang miteinander gewahrt wird.


Einbettung ins Leben

„Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.”
-Albert Einstein-

Das Umfeld des Trägers und dessen Bildungsnetzwerkes ermöglicht es den jungen Menschen, sich mit Fragestellungen aus dem Alltag zu befassen und anhand dieser zu lernen. Sie lösen konkrete Aufgaben, die real, fassbar und von Bedeutung für sie sind. Dabei lernen sie auch, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf andere zu beachten und ihre Umwelt selbst mitzugestalten. Der innere Blick wird geweitet und Vielfalt auch als innerer Wert verankert. Das Leben und Lernen soll möglichst immer in das echte Leben eingebettet werden und sich nicht nur auf einen aufgrund didaktischer Erwägungen konstruierten Schulbereich beschränken. Somit werden auf vielfältige Weise Kompetenzen gefördert, da nicht nur ein Austausch mit wenigen LehrerInnen bzw. LernbegleiterInnen stattfindet, sondern darüber hinaus ein lebendiger Kontakt mit den anderen Mitwirkenden des Projektes und der eingebundenen außerschulischen Lernorte (Museen, Bibliotheken, Schulbauernhöfe etc.) besteht. Durch Expertenlernen in 1:1 Lernsituationen wie auch frühe Praktika stellen wir ebenso den Bezug zum realen Leben und dem beruflichen Alltag her.


Vielfalt

„Wer die Vielfalt negiert, weil er glaubt, individualisierter Unterricht sei nicht realisierbar, 
der hat als Pädagoge kapituliert, damit aber die Vielfalt unter den Kindern nicht aus der Welt geschaffen“

-Remo Largo-

Die jungen Menschen erleben die Vielfältigkeit des Lebens bereits im reichhaltigen Angebot der verschiedensten Lernorte des Trägers. Erweitert werden soll dies noch um internationale Partner und Projekte. Das häufige Einbinden von außerschulischen Lernorten und Experten ist uns ein wichtiges Anliegen, denn wir glauben, dass erst die so erfahrbar gemachten verschiedenen Blickwinkel der dort tätigen Menschen ein umfassendes „Sich-bilden“ ermöglicht. So wird Vielfalt im echten Leben statt in inszenierten Lernsituationen ermöglicht.


Freude und Feiern

„Sind unsere Träume verwirklicht, gibt es allen Grund zum Feiern! (…) und das bedeutet im Dragon Streaming nicht nur fröhlich und ausgelassen zu sein, auch bewusste all das wertzuschätzen, was wir verwirklicht und (dabei voneinander) gelernt haben. Das Feiern fördert zudem ein neues Bewusstsein: Was wir gelernt haben, lässt uns uns selbst, die anderen Menschen und die Welt in einem neuen Licht erscheinen – und das führt ganz oft zu neuen Träumen…“

-http://www.dragondreaming.org/de/feiern-

Das Feiern von Erfolgen und die Dankbarkeit über Geschafftes ergibt Sinn und schafft Freude als Antrieb für den nächsten Schritt. Echte erlebte Freude verbindet Menschen und schafft somit wiederum Gemeinschaftssinn. Ebenso spielt das Feiern und das Würdigen der Jahreskreisfeste eine wichtige Rolle für uns. Kreisläufe, wie der Jahreskreis, werden auch in diesem Zusammenhang erlebbar gemacht.


Teamwork und Gemeinschaftssinn

„Die systematische Entwicklung der Einzelschule nutzt die Potentiale der Region und wird damit gleichzeitig zu einem Faktor, der Bedeutung in der Regionalentwicklung gewinnt.“

- Bastian/Schmachtel, 2009, 572-

In einer altersgemischten Gruppe können die jungen Menschen ihr Wissen an andere weitergeben und es dabei vertiefen und festigen, die nachfragenden jungen Menschen erhalten Antworten, die vielfältiger sein können, als die Erklärung eines einzelnen Lehrers und auch leichter aufgenommen werden, da sie von Menschen stammen, deren Lernerfahrung noch nicht allzu lang zurückliegt. Soziale Kompetenzen wie aufmerksames Zuhören und Rücksichtnahme werden so unmittelbar gelebt und die jungen Menschen erfahren sich auf natürliche Weise als Teil der Schulgemeinschaft.

Gleichzeitig erleben sie durch das Wirken in gemeinsamen (Lern-)Projekten, dass man im Zusammenwirken als Ganzes weit mehr erreichen kann als der Einzelne allein, was den Gemeinschaftssinn fördert. Aufgrund der jahrgangsübergreifenden Arbeitsweise und der Einbindung in das echte Leben und Arbeiten können dann auch neue Impulse für die Wiederbelebung des ländlichen Raumes gesetzt werden. Gerade das Einbringen des Wissens von Experten erhöht die persönliche Identifikation der Menschen im Umfeld der Schule mit dem Projekt.


Mündigkeit

„Wenn wir unsere Kinder zu Freiheit und Verantwortung in einer mündigen Demokratie erziehen wollen, 
brauchen wir auch mündige Schulen, in denen der Geist der Freiheit und Verantwortung weht.”

- Hildegard Hamm–Brücher -

Mündigkeit wird erreicht über einen Schulalltag, der gehalten ist von einer authentischen reifen Beziehungs- und Konfliktkultur und einem demokratischen bzw. soziokratischen Entscheidungmodell. In den jeweiligen Runden können junge Menschen, wenn sie dies möchten, zusammen mit den Lernbegleitern und den weiteren Beteiligten über die anstehenden organisatorischen, sozialen und inhaltlichen Fragen abstimmen, sie gestalten ihre Schule also mit.


Selbstständigkeit

„Selbständigkeit bedeutet, nicht auf jemanden zu hören der auf deinen Schultern sitzt und mit dem Finger zeigt wo es lang geht, 
sondern sich an jemandem zu orientieren, der den Weg selbst gegangen ist. 

- Wadim Korsch-

Ausgestattet mit einem durch intrinsische Motivation erworbenen Wissen und einem Schatz realer Erfahrungen sind die jungen Menschen in dem Freien Lernort Erdenkinder somit in der Lage, kreative, bisher unbekannte Lösungsansätze für künftige Herausforderungen in einer sich ständig wandelnden Welt zu entwickeln und ihr Leben im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Umwelt zu gestalten. Ein fundiertes Wissen im Bereich Techniknutzung wird ebenso wie Flexibilität und Mobilität zu den Schlüsselkompetenzen für die Zukunft gehören. Letzteres fördern wir mit kleineren und größeren selbst geplanten Reisen von Schulbeginn an. Die Vernetzung mit internationalen Partnern ist uns dabei von Anfang wichtig.
Die LernbegleiterInnen unterstützen die jungen Menschen auf Nachfrage und bieten eine Lernumgebung an, die zum einen Bildungswünsche erzeugen kann und zum anderen das Material und die Vorbilder bereitstellt, sodass jungen Menschen unterstützt, Antworten auf ihre Fragen selbst herauszufinden. Dabei ist auch der Bildungsprozess selbst ein wichtiges Ergebnis, der den jungen Menschen die Erfahrung vermittelt, mit Unbekanntem umgehen zu können und dabei selbst Lösungswege zu finden. „Fehler“ sind willkommenes Feedback, geschätzte Wegweiser und Anlass für den nächsten Versuch. Lernansporn ist die Begeisterung, das Erreichen der eigenen Selbständigkeit, die Teilhabe am Leben und Wirken der anderen Menschen um einen herum und die Verwirklichung eigener, auch beruflicher, Ziele, z.B. in Schülerfirmen.


Mobilität

„Ein kleiner Schritt kann manchmal

eine große Bewegung auslösen.

- Jean Piaget -

Haben Menschen vor 100 Jahren ihr ganzes Leben und späteren Berufsalltag weitestgehend vor Ort verbracht, so sind heutzutage jährliche Umzüge aus beruflichen Gründen und häufige berufliche Reisen keine Seltenheit mehr. Die Fähigkeit, sich an fremden Orten und den dort neuen Gegebenheiten zurechtzufinden und einleben zu können, ist dabei eine wichtige Schlüsselqualifikation. Das konsequente Aufsuchen von vielen Lernorten in der näheren oder etwas ferneren Umgebung rund um das Schulhaus herum, und sich je nach eigenen Möglichkeiten des jeweiligen jungen Menschen auch ausweitend auf ganz Deutschland und international, ist für uns daher ein wichtiges Übungsfeld. Ausflüge und Reisen zu planen und umzusetzen gehört für uns genauso zu einer Kernkompetenz wie auch Schreiben und Lesen.


Nachhaltigkeit

„In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.“

-Johann Wolfgang von Goethe-

Die Welt pulsiert in Kreisläufen und diese Kreisläufe sind verstehbar. In der Reformpädagogik ist die Verantwortungsübernahme für unsere Erde tief verankert. Daher ist es uns wichtig, die Kreisläufe des Lebens erlebbar zu machen. Ein Einblick in ökologische Kreisläufe vom Samen bis zur Kompostierung ist eine wichtige Erkenntnis zur Rücksichtnahme für unseren Planeten. Regelmässige Ausflüge in die Natur und Waldtage sind ebenso fester Bestandteil des Schulalltags, wie auch der von Schülern bewirtschaftete Schulgarten. Das dort gerntete Essen kann dann zudem auch gleich für ein gemeinsames Mittagessen verkocht werden. Gleichsam sind die Prozesse der Wertschöpfung und Globalisierung wichtige Gegenwartsumstände, die verstehbar dargestellt werden sollten. Die Permakultur mit all ihren Facetten stellt für uns einen wichtigen Lösungsansatz dar, und stellt quasi ein neues Schulfach der Zukunft dar. Ebenso ist die Wildnispädagogik für ein Erleben in und mit der Natur eine wichtige Säule unserer Arbeit.


Qualität

„Qualität beginnt beim Menschen, nicht bei den Dingen. 
Wer hier einen Wandel herbeiführen will, muss zuallererst auf die innere Einstellung abzielen.  „

- Philip B.Crosby-

Qualität beginnt für uns bei den Erwachsenen. Die LernbegleiterInnen stehen den jungen Menschen beratend als Lerncoach zur Seite und arbeiten ebenso eng mit den Eltern zusammen. Sie begleiten die Lernwege des Einzelnen mit Hilfe von Entfaltungspunktelisten, in denen die Lernfortschritte jedes jungen Menschen dokumentiert werden, wodurch auch eine Leistungsfeststellung gewährleistet ist. Zur weiteren Dokumentation erstellen die jungen Menschen Portfolios, die eigene und selbst ausgewählte Beiträge enthalten und die Lernfortschritte im Zeitverlauf aufzeigen. Viele der bereitstehenden Materialien ermöglichen eine direkte Selbstkontrolle, bei anderen Fragestellungen führen sie ein Bildungsbuch, in dem sie u.a. Lösungswege dokumentieren und im Nachhinein reflektieren können. Wir stehen im Austausch mit anderen innovativen Schulen in Deutschland und der Welt. Weit- und Fortbildungen der LernbegleiterInnen sind uns ein wichtiges Anliegen. Die auf diese Weise tätigen Pädagogen strahlen etwas aus, was den jungen Menschen durch kluge Worte oder durch "Angebote" kaum vermittelt werden kann: Verbindlichkeit, Sinn und Begeisterung für ihr Tun. Dadurch bildet sich die Grundlage für eine pädagogisch stimmige Umgebung.


Flexibilität

"Menschen können nicht mit Wandel leben, wenn es in Ihrem Inneren keinen unwandelbaren Kern gibt. 
Der Schlüssel zur Wandlungsfähigkeit liegt in einem unwandelbaren Gefühl dafür wer wir sind, 
warum es uns gibt und was wir schätzen."
-unbekannt

Wir ermöglichen das Lernen in Flexizeit, denn wir wollen den neueren Erkenntnissen der Gehirnforschung Rechnung tragen, dass aufgezwungenes Lernen nach einer äußeren Tagesstruktur hinderlich für einen effektiven Lernprozess ist. Deswegen wird das Schulgebäude möglichst von 8:00 – 17:00 Uhr offen sein und ein vielfältiges Bildungsangebot bereit halten. In den Aufbaujahren und wenn die Schule noch kleiner ist, können die Öffnungszeiten eingeschränkt werden. Vom Wohnort weit entfernte Ganztagsschulen einerseits und der berufliche Alltag der Eltern in Schicht- und Gleitzeit untergräbt die so notwendige wichtige elterliche Beziehung und Bindung der jungen Menschen an ihre Eltern in den ersten 10 Lebensjahren. Ein Lernen in Gleitzeit in Abstimmung mit dem Arbeitsalltag der Eltern ermöglicht hingegen den Erhalt der natürlichen Bindung an die Eltern, wenn dies gewünscht wird. Damit entsprechen wir auch dem Bedürfnis beruflich viel reisender Eltern (Schausteller, reisende Künstler u.a.) nach Familienzeit.

 


ERFINDER SEIN
„Das Ziel von Bildung ist nicht, Wissen zu vermehren,
sondern für das Kind Möglichkeiten zu schaffen,
zu erfinden und zu entdecken, Menschen hervorzubringen,
die fähig sind neue Dinge zu tun.“
-Jean Piaget-

 

ZUSAMMENFASSUNG
Die Pädagogik der Freien Schule Erdenkinder basiert auf erprobten reformpädagogischen Ansätzen, bringt diese aber in eine neue Form und gestaltet diese im Alltag neu aus, wodurch sie Modellcharakter hat. Das konsequente Lernen in Projektform und die Einbettung in eine dörfliche Gemeinschaft und das Nutzen von vielen außerschulischen Lernorten schafft (Lern-)Möglichkeiten für die jungen Menschen, die andernorts schlichtweg nicht gemacht werden können. Die in der Konzeption der Freien Schule Erdenkinder verfolgten Ansätze sind somit einzigartig in der Schullandschaft im Landkreis Hildesheim.


Einheitlicher Bildungsweg und unsere soziale Gruppenstruktur
Wir sehen unsere Schule als eine Schule mit besonderer pädagogischer Bedeutung und somit als eigenständigen und zusammenhängenden Bildungsweg, der die Jahrgänge 1- 10 bzw. folgend je nach Bedarf auch die Jahrgänge 11 - 13 umfasst und der in seiner Gesamtheit zu einem Bildungsabschluss hinführt, der besonders ausgestaltet ist.
Die Freie Schule Erdenkinder weicht damit als Schule eigner Art verfassungskonform in ihrer organisatorischen Struktur von derer der Regelschulen ab. Genehmigte Beispiele für Schulen eigner Art sind in allen Bundesländern zu finden. Lernen geschieht bei uns wie schon erwähnt jahrgangsgemischt. Die soziale Gruppenstruktur der Schule gliedert sich bei uns in Familienklassen, die sich in den Aufbaujahren des Lernortes noch anders ausbilden können, als in den späteren Jahren der Schule. Hier hat sich eine Zusammenfassung von mehreren Jahrgängen in einer altersgemischten Gruppe bewährt. Wir gehen derzeit von einer Zusammenfassung von Unter- , Mittel- und Oberstufe als je eine Einheit aus. Wir schließen aber nicht aus, dass sich aus dem Alltag und den Bedürfnissen der jungen Menschen heraus, auch eine andersartige Jahrgangmischung ergibt. Die Schüler der Jahrgänge 1-4 werden der Primarstufe und die Schüler ab dem Jahrgang 5 der Sekundarstufe zugeordnet. Bezogen auf die Jahrgangsmischung erhalten die jungen Menschen ihrem jeweiligen Lernstand und der jeweiligen Zugehörigkeit der Primar- oder Sekundarstufe ein entsprechendes Lernangebot und entsprechende Lernmaterialien, auch wenn keine immerwährende räumliche Trennung im Alltag erfolgt. Letztere stellt unter Beachtung der genannten pädagogischen Praxis auch keine pädagogische Notwendigkeit dar. Die Abschlussklassen der jeweiligen Bildungswege (Sek 1 oder Sek 2) formen sich aus den jungen Menschen, die sich klar für den jeweiligen Abschluss entscheiden und sich dafür gezielt und gesondert in ihrer Gruppe darauf vorbereiten möchten. Hierbei kommt es nicht nur auf den erreichten Jahrgang an, sondern vielmehr auf die Eignung und die persönliche Entscheidung des Jugendlichen. Da die Lernformen und Angebote der Freien Schule Erdenkinder frei wählbar sind, finden sich die jungen Menschen neben den Kursen und Projekten auch dementsprechend in selbstgewählten, altersgemischten Gruppen zusammen, forschen alleine oder suchen das Gespräch mit LernbegleiterInnen und ihrem Mentor.


„Ich unterrichte meine Schüler nie;
ich versuche nur, Bedingungen zu schaffen,
unter denen sie lernen können.“
- Albert Einstein -


Bindung an den Lehrplan und an die Kerncurricula Niedersachsens
Als Schule eigner Art orientieren wir uns an einem eigenen Lehrplan und nicht primär an den Kerncurricula des Landes Niedersachsen, so bilden wir die dort aufgeführten Inhalte nicht identisch und bezogen auf die Jahrgänge gebunden ab, da wir z.B. von den üblichen Strukturen abweichen und jahrgangsgemischt arbeiten. Wir ordnen die jungen Menschen der Klasse 1-4 der Primarstufe und aber dem 5. Jahrgang der Sekundarstufe zu. Es werden zwei separate Abschlussklassen angeboten, einmal für die mittleren Schulabschlüsse (Hauptschule, Realschule) und einmal für das Abitur.
Auch wenn in offenen Lernsettings teilweise konsequent jahrgangsgemischt gearbeitet wird, so erhält doch jeder junge Mensch seiner Stufe und seinem Leistungsniveau entsprechend das passende Angebot. Eine strikte Bindung an die Stundentafeln besteht zudem auch nicht (siehe BVerwG 112, 263 (269) und BVerfG Urt. v. 08.06.2011, Az.1 BvR 759/08 / 1 BvR 733/09, Rdnr. 30). Lernen wird bei uns nicht als linearer Prozess verstanden. Die Schule erarbeitet deswegen eigene Lernbausteine, die sich auch immer wieder den aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnissen anpassen können sollen. Die jungen Menschen können sich prinzipiell frei mit Lerninhalten und nach ihrem eigenen Rhythmus beschäftigen. So kann es sein, dass ein junger Mensch sich für das epochale Erarbeiten in einem Fach bevorzugt, um sich ganz darin zu vertiefen, sich ein anderer aber lieber jeden Tag mit verschiedenen Inhalten beschäftigt und sich einen Wochenplan schreibt. Die LernbegleiterInnen beobachten die Tätigkeit der jungen Menschen und halten Bildungsfortschritte in der Dokumentation fest. In Lerncoachinggesprächen kann dann jeder individuelle Weg mit dem Schüler reflektiert werden und ggf. Hilfestellungen geplant werden. Diese sollen aber insgesamt in Kooperation mit dem Schüler erfolgen.


„Wo ist denn das Buch, in dem der Pädagoge lesen kann, was Pädagogik ist?
Das sind die Kinder selbst.“
- Rudolf Steiner-

Die Inhalte des Lehrplanes werden übertragen in eine vorbereitete Lernumgebung, so dass sich zu jeder zu erarbeitenden Kompetenz möglichst verschiedene und vielfältige Materialien in den Räumen (auch unter Einbeziehung möglichst vieler außerschulischer Lernorte) finden lassen, welche auch möglichst eine Selbstkontrollmöglichkeit für den jungen Menschen beinhalten. Hierbei ist uns auch der Zugang über verschiedene Erfahrungsebenen und Sinne sehr wichtig, damit auch alle Differenzierungs- und Förderstufen bedient werden können.
Die Inhalte des Lehrplanes werden übertragen in eine vorbereitete Lernumgebung, so dass sich zu jeder zu erarbeitenden Kompetenz möglichst verschiedene und vielfältige Materialien in den Räumen (auch unter Einbeziehung möglichst vieler außerschulischer Lernorte) finden lassen, welche auch möglichst eine Selbstkontrollmöglichkeit für den jungen Menschen beinhalten. Hierbei ist uns auch der Zugang über verschiedene Erfahrungsebenen und Sinne sehr wichtig, damit auch alle Differenzierungs- und Förderstufen bedient werden können.
In diesem Sinne können z.B. verschiedene “Lernboxen” entstehen, mit denen die jungen Menschen dann die verschiedenen Kompetenzen frei erarbeiten können. Auch hier ist uns ein fächerübergreifender Ansatz wichtig, welcher dann überleitet zum Lernen anhand von realen Fragestellungen aus dem Alltag, z.B. in Form von gemeinsamen Forscherprojekten. So können z.B. Lerninhalte anhand von schriftlichen Texten, mit einem Audiostift (Ting, Tiptoi), mit Lernfilmen, in (Rollen-)Spielen oder auch im gemeinsamen Forschen und im persönlichen Dialog mit einem Experten (Erwachsener, älterer Schüler) erarbeitet werden.
Der im Hauptunterricht in den Waldorfschulen stattfindende Erzählteil greifen wir auf und haben ihn für uns weiter entwickelt. Diese „Storytellingmethode“, wie sie auch Maria Montessori mit ihren kosmischen Erzählungen anwendet oder auch aus der Wildnis- und Erlebnispädagogik in Form von Coyote Teaching bekannt ist, ergänzt diese Vielfalt noch einmal um einen ganz eigenen Aspekt. Die Reflexion durch den Erwachsenen soll dabei aber nicht außer Acht gelassen werden und es obliegt der besonderen Aufmerksamkeit der Erwachsenen, junge Menschen ihrem selbständigen Tun genau zu beobachten und Hilfestellung und Reflexion achtsam immer wieder mit einfließen zu lassen. Zusätzlich zur Freiarbeit können gezielt Kurse angeboten werden, die differenziert auf verschiedene Anspruchsniveaus der jungen Menschen eingehen. Eine äußere Differenzierung liegt uns aufgrund unseres inklusiven Ansatzes fern, das Forschen am gemeinsamen Gegenstand soll auch hier unsere Richtlinie sein. Sollten einzelne junge Menschen trotz der vielfältigen Angebote, Inhalte bestimmter Fachrichtungen nicht in einer angemessenen Zeit erarbeiten, wird dies achtsam in den Lerncoachinggesprächen aufgegriffen und gemeinsam überlegt, welches der nächste individuelle Schritt für diesen jungen Menschen sein könnte. Hierbei wird immer differenziert zwischen einem “noch nicht erarbeitet”, weil ein junger Menschen sich z.B. anderweitig für längere Zeit vertieft hat und einem „kann ich nicht lernen“, weil ein ein echtes Lernhindernis besteht, für das dann  individuelle Lösungen gesucht werden.

Zeitliche Strukturen unserer Schule
Öffnungszeiten
Wir verstehen uns als offene Ganztagsschule. Ein wesentlicher Grundsatz unserer Schule ist die Berücksichtigung des individuellen Biorhythmus des Einzelnen. Daher arbeiten wir nach dem Prinzip Gleitzeit bzw. „Flexizeit“ für alle Junge Menschen. Dies entspricht auch dem neueren Arbeitsverhalten der Erwachsenen, die zunehmend in Schichtarbeit ihren beruflichen Alltag gestalten müssen oder wollen. Damit die so wichtige Beziehungszeit als Familie nicht durch die Schule behindert wird, stellt das Angebot der Gleitzeit auch in diesem Sinne einen wichtigen Wert für uns dar.
Das Schulgebäude ist demnach möglichst den ganzen Tag offen und arbeitet so eng verzahnt mit dem Hort und den offenen Werkstätten am Nachmittag. In der Aufbauphase der Schule können die Öffnungszeiten noch abweichen und eingeschränkt sein. Die Pflichtwochenstundenanzahl wird aber immer gewährleistet sein, so dass jeder Junge Menschen seine Lernzeiten erfüllen kann. Angebote und Kurse zu den Kernfächern der jeweiligen Schulform finden möglichst sowohl vormittags wie auch nachmittags statt, damit auch im Rahmen der Gleitzeit immer ein qualitativ hochwertiges Lernangebot garantiert ist.
Jeder junge Menschen ist angehalten, seine für seine Jahrgangsstufe verbindliche Pflichtstundenanzahl zu erfüllen, daher arbeiten wir mit Bildungszeitkonten, in dem jeder Schüler täglich notiert, wieviel Zeit er mit schulischem Lernen (im Schulgebäude, in einem außerschulischen Lernort, Praktikum oder Expertenlernen) verbracht hat. Das Bildungskonto sollte am Ende eines Monats jeweils ausgeglichen sein. Der jeweilige Lerncoach eines achtet auf die Einhaltung und berät den jeweiligen jungen Menschen auch in der Planung seiner Bildungszeit. Der Lerncoach kann in Absprache mit den Eltern und im begründeten Einzelfall, z.B. wenn es dem Lernfortschritt eines einzelnen jungen Menschen dienlicher ist, eine andere Regelung beschließen, die eine regelmäßige Anwesenheit festlegt. Diese Regelung gilt dann für den jeweilig festgelegten Zeitraum verbindlich, sollte aber nicht länger als für einen Monat gelten und danach wieder neu besprochen werden. Gerade für Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf sind verlässliche und regelmäßige Lernrhythmen wichtig. Auch hier wird die Mindeststundenanzahl auf jeden Fall eingehalten. Bei Exkursionen und zeitaufwändigen Projekten wird die tägliche Schulzeit in Absprache mit den Eltern nach Bedarf erweitert. Selbstverständlich stehen nach Absprache die Schulräume den jungen Menschen auch außerhalb der Öffnungszeiten zum selbstständigen Lernen offen.
Die Freie Schule Erdenkinder orientiert sich zunächst an den Niedersächsischen Ferien, behält sich aber Verschiebungen, z.B. anlässlich von Schulfahrten, insbesondere ins Ausland, und Sprachcamps vor. Dabei wird die Anzahl der Schultage an Regelschulen der Zahl der Schultage an der Freien Schule Erdenkinder entsprechen.
Im Laufe der Zeit wird aber in Betracht gezogen, den Lernort auch während der Ferien den Kindern mit Lernprojekten und Workshops zur Verfügung zu stellen. Dies hängt natürlich weitestgehend mit der Organisation der Lehrkräfte, Lernbegleiter und anderen Helfern zusammen.


Tages- und Wochenstruktur
Junge Menschen können ihre durch den Staat vorgegebene Pflichtstundenanzahl (Lernzeit) in Absprache mit den LernbegleiterInnen frei einteilen. So können sie z.B. an einen Tag 6h in der Schule sein, an einem anderen Tag 3h und können auch, so lange die Pflichtstundenanzahl insgesamt am Ende eines Monats ausgeglichen ist, sich auch einmal einen Tag “frei“ nehmen. In Ausnahmefällen kann auch ein anderer Ausgleichszeitraum vereinbart werden. Die jungen Menschen dokumentieren ihre Lernzeit über ein Bildungszzeiterfassungssystem, hierfür gibt es ja auch für Erwachsene gute durchdachte Lösungen mit Zeitarbeitserfassungssystemen, welche wir für uns anpassen werden.

In der Gestaltung des sonstigen Tages- und Wochenablaufs der Freien Schule Erdenkinder spiegeln sich die schon dargelegten pädagogischen Prinzipien wider: Abläufe und Strukturen entwickeln sich aus dem natürlichen Zusammenspiel von Jahresrhythmus, sozialen Komponenten und freiheitlichem Rahmen für individuelles Forschen und Lernen in Selbstverantwortung. Lerninhalte können im Sinne unseres Konzeptes auch epochal unterrichtet werden, ebenso können einzelne Tage inhaltliche Schwerpunkte bekommen, wie z.B. ein Natur- oder Waldtag oder ein Techniktag.
Um jedem jungen Menschen einerseits Raum und Zeit für seine Aktivitäten zu lassen und ihm doch andererseits die Entwicklung von Zeitgefühl und Orientierung am Tagesablauf zu ermöglichen, wird der Schulalltag durch eine immer wiederkehrende Abfolge bestimmter Angebote zu bestimmten Zeiten strukturiert. Dazu werden die jungen Menschen während ihrer freien Tätigkeit per Gong und/oder Ausruf eingeladen. Auch werden den jungen Menschen Strukturierungselemente zur Rhythmisierung der Woche, des Monats, des Jahres angeboten und in dem Maße gepflegt, wie sie von ihnen angenommen werden.
Auch die Kreise geben einen Rhythmus vor: In den Kreisen teilen die jungen Menschen mit, welche Lerninhalte bzw. Tätigkeiten sie sich für diesen und eventuell die kommenden Tage vornehmen, ob und mit wem sie diese erarbeiten wollen und stellen eventuell auch die geplante Herangehensweise vor bzw. erfragen Unterstützung von den LernbegleiterInnen. Sie können ihre erarbeiteten Lerninhalte und Projekte präsentieren und um Feedback der Lerngemeinschaft bitten. Die Lernbegeisterung anderer, die in den Kreisen spürbar wird, kann und soll ansteckend wirken. Kreise stellen einen festen Rahmen dar, innerhalb dessen die jungen Menschen ihr Lernen selbstbestimmt gestalten können.
Strukturiert ist zudem jeder Tag und jede Woche durch die vorab getroffenen Vereinbarungen über z.B. verschiedenste feste Rituale und jahreszeitlichen Abläufe, welche von den jungen Menschen und mit den LernbegleiterInnen gemeinsam entwickelt wurden. Daneben ist großer Spielraum für individuelle und spontane Aktivitäten. Alle gemeinsam entwickelten Vereinbarungen, Abläufe und Inhalte behalten solange ihre Berechtigung und werden in dem Maße gepflegt, wie sie von den jungen Menschen gewünscht und angenommen werden.

 

Folgende Elemente im Rahmen des Offenen Unterrichts könnten entstehen:

  • Je nach Schülerzahl und BedürfnissenZusammenfinden in kleineren Gruppen
  • gemeinsames Essen (Frühstück, Mittagessen, Teestunde ...)
  • Kreise und Plenen zu zusammen vereinbarten Zeiten
  • individuelles freies Gestalten, Forschen und Lernen
  • gewünschte und zeitlich festgelegte Lernangebote, die die jungen Menschen mit den LernbegleiterInnen vereinbare
  • abgestimmte Projekte für das Forschen und Lernen im sich ergebenden weiteren Umfeld der Schule und aus dem Bildungsnetzwer
  • Feiern von Geburtstagen und Jahreszeitenfeste
  • Reinigen der Schulräume und des Schulgelände
  • Ausflüge, Exkursionen, Praktika, Reisen


Jahresstruktur
Wir arbeiten abweichend zu den öffentlichen Schulen nicht in Schulhalbjahren, sondern in Quartalen und möchten damit auch den vier Jahreszeiten Rechnung tragen. Jahreskreisfeste und Feiern machen den Rhythmus der Natur erlebbar und bilden für uns ein stabiles rhythmisches Grundgerüst im Jahreskreislauf. Hierbei möchten wir nicht nur die christlichen Feste feiern, sondern auch die alten (keltischen) Jahresfeste, wie z.B. die Sonnenwenden. Auch Feste anderer Kulturen möchten wir einbinden in den Jahreskreis. Feste geben Gelegenheit zur Verbindung zwischen Menschen und dem Würdigen des Geschaffenen.



Aufnahme und Schulwechsel

Schulaufnahme
Der Aufnahmeprozess an unserem Lernort beinhaltet verschiedene Stufen des Annäherungsprozesses. Als Erstes sollen möglichst beide Erziehungsberechtigte im Alltag der Schule hospitieren. Im Anschluss erfolgt ein ausführliches Gespräch, in dem alle Fragen zum Schulkonzept gestellt werden können. Erst danach hospitiert der junge Mensch bei uns. Im Anschluss entscheidet das pädagogische Team, ob eine Aufnahme erfolgen kann. Nach dieser Entscheidung findet dann das Aufnahmegespräch statt, in dem alle vertraglichen Fragen geklärt werden und die Einstufung in die Schulgeldtabelle erfolgt. Eine Aufnahme ist explizit nicht vom Einkommen der Eltern abhängig.


Schulaufnahme vom Kindergarten aus

Junge Menschen sind bereits ab dem 5. Lebensjahr in unserem Lernort willkommen und können am Schulleben teilhaben. Dies unterscheidet die Konzeption unserer Schule von der Konzeption und Praxis öffentlicher Schulen und ermöglicht einen flexiblen Übergang in die Schule. Da der angestrebte Kindergarten des gleichen Trägers dem pädagogischen Grundverständnis unserer Schule folgt, ist ein bruchloses Hineinwachsen in die Schule möglich. Jedoch positionieren wir uns klar gegen eine „Verschulung“ noch nicht schulpflichtiger junger Menschen. Wir nehmen vielmehr deren Lernwege und die jeweiligen Zugangsweisen zur Umwelt als eine ihnen eigene Art der Wirklichkeitserschließung ernst und betrachten sie – verglichen mit dem Lernen der in ihrer Entwicklung schon weiter vorangeschrittenen junge Menschen – als gleichwertig.


Zugang von anderen Schulen
Quereinsteigern wird der nahtlose Übergang an die Freie Schule Erdenkinder durch Gespräche mit dem jungen Mensch und Eltern, genaue Beobachtung der Arbeitsweise und regelmäßige Rückmeldungen in den ersten Wochen, individuelle Begleitung durch BetreuerInnen und Unterstützung durch Paten erleichtert. Allerdings möchten wir betonten, dass ein Einstieg in unsere Form des selbstständigen „sich-bilden“ umso mehr Zeit benötigt, je später der Wechsel zu uns erfolgt. Da die Erfahrungen anderer Schulen in freier Trägerschaft zeigen, dass Schüler nach langjährigen negativen Lernerfahrungen einige Zeit benötigen, wieder zu sich und der inneren Entfaltungskraft zu finden, möchten wir keine Prognose über Lernerfolge abgeben, wenn ein Wechsel zu uns nach der 3. Klasse erfolgt.


Wechsel an andere Schulen

Der Ausbildungs- und Leistungsstand der einzelnen Jahrgangsklasse am Ende des jeweiligen Schuljahres gehört wie schon ausgeführt nicht zu den Lernzielen, hinsichtlich derer eine private Ersatzschule nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen darf. Auch die Möglichkeit des dadurch erleichterten Überwechselns in die öffentliche Schule ("Durchlässigkeitsprinzip") rechtfertigt ein derartiges Erfordernis nicht. BVerwG, Urteil vom 13. 12. 2000 - 6 C 5. 00; VGH München; VG Regensburg.

Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seiner mehrfach zitierten Entscheidung vom 14. November 1969 (BVerfG 27, 195) die Möglichkeit eines ungehinderten Wechsels von der Ersatzschule auf eine öffentliche Schule am Ende eines jeden Schuljahres nicht zu den Genehmigungsvoraussetzungen nach Art. 7 Abs. 4 Satz 3 GG gezählt. Art. 7 Abs. 4 Satz 1 GG sichert der Privatschule also eine ihrer Eigenart entsprechende Verwirklichung. Der dem staatlichen Einfluss damit entzogene Bereich ist dadurch gekennzeichnet, dass in der Privatschule ein eigenverantwortlich geprägter und gestalteter Unterricht erteilt wird, insbesondere soweit er die Erziehungsziele, die weltanschauliche Basis, die Lehrmethode und Lehrinhalte betrifft (BVerfGE 27, 200 f.; 75, 40, 61 f.).
Die Gestaltungsfreiheit der privaten Ersatzschulen bezieht sich somit auf die Wahl Lehrmethode und Lehrinhalte bei anzustrebender Gleichwertigkeit des Bildungsabschlusses, so muss sie nach eigenem pädagogischen Ermessen darüber entscheiden dürfen, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln sie zu diesem Gesamtergebnis gelangt; eine strikte Bindung an die von der Schulverwaltung erlassenen Lehrpläne und Stundentafeln verbietet sich (vgl. Niehues, a. a. O., Rn. 243; Maunz, a. a. O., Rn. 75; Vogel, a. a. O., S. 87; Avenarius/Heckel, a. a. O., S. 209). Im Widerspruch dazu würde eine auf jede Jahrgangsklasse bezogene Verbindlichkeit des Qualifikationsniveaus an öffentlichen Schulen die Unterrichtsfreiheit der privaten Ersatzschule derart einengen, dass die für die Genehmigung nach Art. 7 Abs. 4 Satz 3 GG ausreichende Gleichwertigkeit in Richtung Gleichartigkeit verschoben würde.
Die Freie Schule Erdenkinder hat sich bewusst für ein besonderes pädagogisches Konzept entschieden; eine staatliche Anerkennung der gesamten Schule verbunden mit einer jahrgangsbezogenen Anpassung der Lehrziele an die Lehrziele einer entsprechenden staatlichen Schule ist weder gewollt, noch angestrebt oder beantragt, gleichwohl wir eine Anerkennung für die Abschlüsse anstreben (§148 (2), 4 ). Durch die vorbereiteten Umgebungen und die sich daraus ergebenden vielfältigen Forschungs- und Lernmöglichkeiten erreichen die SchülerInnen unserer Schule in der Regel am Ende des Bildungsweges den Wissensstand der öffentlichen Schulen und für den angestrebten Abschluss. Zusätzlich erwerben die jungen Menschen umfangreiche soziale Kompetenzen. Erfahrungen ähnlich arbeitender Schulen zeigen, dass die jungen Menschen eine hohe Motivation zum Lernen mitbringen, sehr gut in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten und ihr Wissen, das sie erarbeitet haben, in abstrakten Aufgaben wieder zuerkennen.


Wechsel nach dem 4. Schuljahr zu einer öffentlichen weiterführenden Schule

Auch als Schule eigner Art möchten wir uns an dem Rechtserlass vom 15.12.2017 betreffend des Überganges der Grundschule zu Sek 1 an Freien Alternativschulen orientieren. Da wir auch konsequent jahrgangsgemischt arbeiten, wie die dort genannten Alternativschulen, ist dieser Erlass für auch uns gut übertragbar. Die LernbegleiterInnen kennen die Kerncurricula der Regelschule. Falls es erforderlich sein sollte, können sie anhand dieser Grundlage den jungen Menschen, für die ein Schulwechsel ansteht, die notwendigen Hilfestellungen anbieten und mit ihnen die neue Situation vorbereiten. Hierbei erfolgen, wie im Rechtserlass vorgesehen, mit allen Eltern Gespräche in der 3. Jahrgangsstufe.

Von den Schülern anderer ähnlich arbeitenden Schulen wird berichtet, dass sie sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit voll integrieren konnten oder sogar als besonders aufgeweckt auffielen. (vgl. hierzu Esser/Wilde, 2002, 170). Bei einem im Rahmen des Rechtserlasses angedachten Schulwechsels können die LernbegleiterInnen die Kompetenzraster bzw. Jahresdokumentationen - sofern dies Zugangsvoraussetzung ist - in Notenzeugnisse umwandeln.


Trägerschaft und Finanzierung

Der Lernort ist rechtlich eine Schule eigner Art mit besonderer pädagogischer Bedeutung und stellt somit genehmigte Ersatzschule in freier Trägerschaft dar. Der Träger ist ein gemeinnützige Verein oder die ggf. noch zu gründende gGmbH gleichen Namens. Die Schule trägt den Namen Freie Schule Erdenkinder. Der Vorstand des Trägers hat die Funktion des Arbeitgebers und Verwalters der Schule. Er sorgt für Personal und die Instandhaltung der Gebäude, der Schulanlage sowie die Finanzierung. Die Freie Schule Erdenkinder arbeitet überkonfessionell und ist keiner politischen oder religiösen Richtung zugeordnet.
Die Schule finanziert sich aus Spenden, staatlichen Zuschüssen und Schulgeld und in den Aufbaujahren auch über Kredite. Das Schulgeld ist nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt. Bei Eltern, die das Schulgeld nicht in voller Höhe aufbringen können, wird gemeinsam nach individuellen Lösungsmöglichkeiten gesucht, um die finanzielle Belastung zu vermindern. Das Schulgeld kann auf Antrag ermäßigt werden. Die Aufnahmepraxis der Freien Schule Erdenkinder orientiert sich nicht am Einkommen der Eltern. Der Träger sieht sich in der Pflicht, im Finanzierungsmodell über Stipendien, Darlehen, Elternbeiträge, Spenden und Zuschüsse stets einen Weg offen zu halten, um auch jungen Menschen aus Familien mit geringerem Einkommen den Zugang zur Freien Schule Erdenkinder zu ermöglichen.